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Weniger Kindstötungen






Nach Kindstö tungen von Plauen und Darry ist hä ufig wieder davon die Rede, die Zahl solcher Delikte nehme stä ndig zu. Die Polizeiliche Kriminalstatistik fü r die Bundesrepublik Deutschland, gefü hrt vom Bundeskriminalamt in Wiesbaden, verweist diese Annahme ins Reich der Fabel. Die Daten zeigen, dass die Zahl der Kindstö tungen nicht steigt – im Gegenteil, sie sinkt sogar. So wurden im vergangenen Jahr 202 Kinder Opfer von Tö tungsdelikten, das waren 88 weniger als vor drei Jahren. In 37 Fä llen handelte es sich dabei um Mord, in 55 Fä llen um Todschlag und in zwö lf Fä llen um Kö rperverletzungen mit Todesfolge.

Die Statistik weist Fä lle, in denen Mü tter ihre Kinder tö ten, nicht gesondert aus. Auch hier aber ist mit pauschalen Annahmen wenig gewonnen. Der Fall der Frau aus Plauen, die in Verdacht steht, drei ihrer Kinder nach der Geburt getö tet zu haben, kann nicht so betrachtet werden wie der Fall der psychisch kranken Frau in Darry, die ihre fü nf Sö hne im Alter von drei bis neun Jahren umgebracht hat – Mord im Zustand vollkommener Schuldunfä higkeit, wie es der Kieler Oberstaatsanwalt formulierte. Die Tö tung Neugeborener durch einen Elternteil – meist die Mutter – in den ersten 24 Stunden nach der Geburt heiß t in der Wissenschaft Neonatizid, manche Forscher definieren als Infantizid die Tö tung eines Kindes im Alter von einem Tag bis zu einem Jahr und als Filizid die Tö tung von Kindern, die ä lter als ein Jahr sind.

Die Ursache fü r Kindstö tungen und die Motive der Tä ter sind so vielfä ltig, dass man die Taten nur schwer klassifizieren kann und auf vergleichsweise grobe Raster angewiesen ist. In den meisten Fä llen von Neonatizid etwa liegt eine Psychose bei der Tä terin vor. Die Kriminalistik unterscheidet mehrere Motivsträ nge bei Kindstö tungen. So werden die Kinder getö tet, weil sie ungewollt sind, weil sie vor wirklichem oder vermeintlichem Leid bewahrt werden sollen (oft begeht der Tä ter oder die Tä terin dann Selbstmord), weil sie kö rperlich schwer misshandelt werden, weil sie sexuell missbraucht werden, weil sich der Vater an der Mutter rä chen will oder umgekehrt.

In jü ngster Zeit wurde wieder viel ü ber Fä lle von Vernachlä ssigung mit Todesfolgen debattiert. In diesen Fä llen kö nnte eine „Kultur des Hinsehens“, wie sie Bundeskanzlerin Angela Merkel nach den Fä llen von Plauen und Darry jetzt forderte, dem einen oder dem anderen Kind das Leben zu retten, und hier kann man auch fragen, ob es nicht sinnvoll wä re, die empfohlenen regelmä ß igen Untersuchungen der Kinder gesetzlich vorzuschreiben. Dass damit aber eine Tat wie die in Darry verhindert werden kann, bleibt wohl ein frommer Wunsch. (F.A.Z. 6./7. Dezember, 2008)






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